Alle 2-3 Jahre habe ich das Bedürfnis, für 7-10 Tage in einen All-Inclusive-Urlaub zu fahren, um einige Tage nichts zu tun außer: essen, schlafen, lesen, baden, nachdenken und schreiben. Nach meinen unfallbedingten Knochenbrüchen hatte ich dieses dringende Bedürfnis. Sehr kurzfristig zehn Tage Türkei gebucht, an die türkische Riviera, in die Nähe von Antlaya nach Belek gefahren. Das Interessante an so einem Urlaub ist natürlich, die anderen Gäste zu beobachten. Bei den Gästen war alles dabei. Die genervten Eltern, die kinderlosen Paare, die Best Ager. Verschiedene Nationen. Ich sehe den Leuten schnell an, welchen intellektuellen Hintergrund sie haben. Ich lernte auch das eine oder andere Pärchen kennen, hatte aber wenig Interesse, das zu vertiefen. Das Hotel war direkt am Strand. Das Wetter war bis auf einen bewölkten Tag sehr gut. Die Tage sind bei einem solchen Urlaub sehr ähnlich. Man steht auf, reserviert sich einen Liegestuhl am Strand, geht zum Frühstück, macht sich für den Strand fertig, geht zum Strand, geht zwischendurch etwas trinken/essen oder baden. Zwischendurch lesen, nachdenken oder schreiben. Vom Animationsprogramm habe ich mich ferngehalten, weil ich mich nicht zum Deppen machen will. Außerdem konnte ich mich wegen meiner Knochenbrüche nicht so gut bewegen. Ich war froh, dass ich wenigstens wieder ins Wasser konnte. Gegen Abend dann zurück ins Zimmer, duschen und ab an die Bar. Den ersten Cocktail des Abends trinken, ich nehme meistens Mojito. Dann zum Abendessen, nachdem der erste Ansturm vorbei war und gut gegessen. Die Essensauswahl war überwältigend und von sehr guter Qualität. Danach der 2. Cocktail an der Bar, bis das Kinderprogramm vorbei ist, weil ich das gar nicht aushalte. Dann Ortswechsel zur Showbühne und neben Cocktail Nr. 3 das seltsame Tanzabendprogramm anschauen und den Kopf schütteln, was Menschen für Geld alles (mit)machen. Aber es gab eine Ausnahme. An einem Abend gab es eine Artistengruppe, die wirklich toll war. Die sind an Stangen hochgeklettert, haben tolle Trampolinsprünge gemacht, Seilakrobatik und Seiltanz. Ich glaube, unter den Artisten war auch ein Schlangenmensch, der sich total viel verbiegen konnte. Ich mag Ballett und deshalb finde ich es sehr spannend, wenn Menschen sich außergewöhnlich gut bewegen können, weil ich das überhaupt nicht kann und mich eher unkoordiniert bewegen kann. Der Rest der Showeinlagen war für mich uninteressant. Nach den Showeinlagen ging es dann zur Live Dance Location, denn dort wartete schon Cocktail Nr. 4. Obwohl die Musik dort nicht so mein Ding war, hat es mich gefreut, die tanzenden Gäste zu sehen, die sichtlich Spaß hatten. Was der Alkohol damit zu tun hatte, konnte ich natürlich nicht nachvollziehen. Naja, nach Cocktail Nr. 4 dann aufs Zimmer und am nächsten Tag dasselbe.
Was habe ich mitgenommen? Ich brauche ab und zu Phasen, in denen ich mich um nichts kümmern muss. So ein Urlaub ist immer mal wieder gut, um sich zu erden und nichts tun zu müssen. Das Denken kommt dann von selbst wieder. Es gibt wenige Menschen, mit denen ich mich in so einem Urlaub beschäftigen möchte. Da brauche ich einfach meine Ruhe. Ich finde es dramatisch, wie solche Hotels Ressourcen verschwenden und wie sorglos die Gäste mit dem Essen umgehen, das sie zurücklassen. Länger als 1-2 Wochen kann man das nicht machen, weil man dann doch einen Tapetenwechsel braucht, es ist doch sehr hektisch und voll und so ein Lotterleben wird eintönig. Auch das Überangebot an Essen überfordert. Ich habe festgestellt, dass nur wenige Gäste neue Kontakte knüpfen, sondern lieber unter sich bleiben oder auf ihr Handy schauen. Aber ich will mich nicht ausnehmen. Ich mag Multi-kulti Menschengruppen, sie so unterschiedlich sind, aber dennoch friedlich miteinander auskommen. Das ist mir schon in meinem Istanbul Urlaub aufgefallen. Dies ausgelassene Lebensfreude zu sehen, zu erleben und selbst zu erfahren ist einfach toll. Dafür sind solche Hotels super.