Hermann Ieland

Roadtrip Cote d’Azur 2023
Mein erster Urlaub im Jahr 2023 führte mich nach Südfrankreich. Die Anreise erfolgte mit dem Auto über die gut ausgebauten französischen Autobahnen. Geplant war eine Kombination aus Sternrundreise von Marseille nach Monaco mit eingeschobenen Ruhetagen. Marseille wurde ausgelassen, da ich die Stadt bereits kannte und wegen des wirklich nicht schönen gesellschaftlichen Milieus, mit dem man dort konfrontiert wird, keine Lust hatte, noch einmal dorthin zu fahren.
Stattdessen war ich von Mitte Mai bis Mitte Juni in der Nähe von Le Lavandou und habe Tagesausflüge gemacht und so die ganze französische Küste von Marseille bis Monaco gesehen. Übernachtet wurde in einer Ferienanlage, die fast nur durch Franzosen belegt wurde. Die Gegend um Le Lavandou ist nicht überlaufen, da die großen Touristenstädte weiter weg sind. Hier findet man tatsächlich noch kleine Strandbuchten, an denen man mit etwas Glück den Tag alleine verbringen kann. Die Temperaturen sind dann noch erträglich und das Wetter meist schon sonnig. Im Sommer von Juli bis September ist es in allen Küstenorten sehr voll, die Temperaturen sind vor allem um die Mittagszeit sehr hoch und sehr schwül. Die Straßen entlang der Cote d’Azur sind gefühlt zu jeder Jahreszeit sehr voll, es herrscht wirklich viel Verkehr. Es kommt häufig zu Staus und die Fahrtzeiten in Küstennähe sind entsprechend lang. Es gibt keine Schnellstraße in Küstennähe und die Autobahn ist weiter im Landesinneren. Leider kann man nur sehr wenig direkt an der Küste entlang fahren, die meiste Zeit ist man etwas im Landesinneren. Sehr empfehlenswert sind die verschiedenen Routes des Cretes, die meist schöne Streckenabschnitte mit guten Aussichten bieten.
An der Cote d’Azur sind die Küstenbereiche oft durch private oder öffentliche Gebäude verbaut. Nur an wenigen Stellen kommt man wirklich ans Meer, ohne Privatgrundstücke zu überqueren. So sind weder schöne Ausblicke noch der Zugang zum Strand leicht zu erreichen. Leider ist die gesamte Cote d’Azur sehr stark mit Privatgrundstücken bebaut. Die Gestaltung der Gebäude ist, abgesehen von den wirklich großen Städten, ansehnlich. Ab und zu gibt es noch Bausünden aus den 70er Jahren, aber die sind heute sehr selten. Vor allem im Frühling ist die Fauna in den wenigen unbebauten Gebieten wirklich schön. Sattes Grün, tolle Blütenpracht, Weinanbaugebiete direkt am Meer, schöne Felslandschaften und einige ganz wenige schöne Straßen direkt am Berg. Die Callanques, die Buchten, sind sehr sehenswert, auch wenn der Zugang fast immer nicht kostenlos ist. Das Schöne an der Cote d’Azur ist die abwechslungsreiche Landschaft entlang der Küste. Bergstraßen, Felslandschaften, Weinanbaugebiete, Sandstrände, Kieselstrände, Weideflächen, aber auch Sumpfgebiete sind hier anzutreffen.
Die Küstenorte lassen sich grob danach unterscheiden, welche Besucher sie anziehen. In St. Tropez, Cannes oder auch Monaco merkt man, dass dort sehr reiche Touristen unterwegs sind, die das auch gerne zeigen. Dort ist die Dichte an sehr teuren Autos besonders hoch. In den anderen Orten trifft man auch andere Leute. Das Flair ist aber in allen Küstenstädten ziemlich ähnlich. Viel zur Schau gestellter Reichtum, viele Statussymbole und Menschen, denen man ansieht, dass ihr Make-up mehr gekostet hat als mein ganzer Urlaub. Wie zu erwarten, verbringen viele Menschen ihre Freizeit am Strand oder auf den Strandpromenaden. Das Leben spielt sich draußen ab, vielleicht auch deshalb, weil die meisten Menschen dort wohl nur in Wohnungen ohne Außenbereich leben. Besonders schön ist die Atmosphäre am Nachmittag / frühen Abend. Dann erlebt man das richtige Südfrankreich-Flair. Es ist schwer, genau zu sagen, was es ist. Ich denke es ist das Licht, gepaart mit der positiven Lebenseinstellung der Menschen, die fröhlich ihre Zeit am Strand verbringen. Zum Abschluss meines Urlaubs war ich noch zwei Tage in den Gorges du Verdon. Vor neun Jahren war ich schon einmal dort, aber damals hatte ich zu wenig Zeit. Der Blick ins Tal ist grandios. Man kann gut mit dem Auto fahren und an den Aussichtspunkten anhalten. In 5-6 Stunden ist man mit vielen Stopps durch und hat das Wesentliche gesehen. Das Tal du Verdon fällt sehr tief ab, so dass man tolle Ausblicke hat. Das Wasser des Flusses ist sehr klar und blau. Am liebsten wäre ich einfach hineingesprungen. 
Was habe ich aus diesem Urlaub mitgenommen?
Ich habe immer gedacht, dass ich wirtschaftlich sehr gut aufgestellt bin. Nachdem ich jetzt in Cannes, St. Tropez und Monaco war, ist mir klar geworden, dass ich vielleicht wohlhabend, aber definitiv nicht reich bin. Lustigerweise habe ich mir immer eingeredet, dass es mich nicht stört, dass es reichere Menschen gibt. Aber ein bisschen Neid verspürte ich schon, weniger wegen des zur Schau gestellten Protzes, sondern weil ich wusste, dass diese Herrschaften nicht mehr arbeiten müssen, wenn sie nicht mehr wollen. Dieses Gefühl hat natürlich nicht lange angehalten und war nur in den Momenten da, in denen ich das gesehen habe. Denn im Grunde kenne ich die Mechanismen, die dahinter stecken. Aber irgendwie kommt man sich an der Strandpromenade von Cannes schon wie eine kleine Nummer vor, wenn man die ganzen Clubs dort am Strand sieht und wer da reinkommen darf und wie viele auch wieder abgewiesen werden. Das zeigt mir, dass man den Gefühlen oft nicht trauen darf, sie ignorieren einfach ziemlich frech, was man eigentlich schon weiß.
Ich für meinen Teil brauche, wenn ich keinen zur Schau gestellten Reichtum sehen muss, an und für sich nicht viel für einen gelungenen Urlaub. Dazu gehören für mich auf jeden Fall gutes Wetter, Ruhe, Freiheit, Naturverbundenheit und gutes (nicht unbedingt teures) Essen. Das ist mir wieder einmal klar geworden.

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