Hermann Ieland

Kultururlaub Rom / Tivoli 2022
Während meiner Schulzeit in den 2000er Jahren war ich schon einmal in Rom. Da es leider ein paar Tage vorher einen Todesfall in meinem damaligen Freundeskreis gab und ich damals auch ziemlich unvernünftig war, viel Alkohol, habe ich leider nur noch verschwommene Erinnerungen an diese Zeit. Deshalb war es mein Wunsch, noch einmal nach Rom zu fahren und die Stadt ausgiebig zu erkunden. Eigentlich hatte ich das schon 2020 vor, aber wegen Corona war dort leider alles geschlossen und auch die Flüge wurden gestrichen. Nun also 2022. Gesagt, getan, ab in den Dienstwagen und mit einer Tankfüllung easy nach Rom. Ich war Ende September/Anfang Oktober dort, Hauptreisezeit. Wer in Rom eintauchen will, braucht mindestens eine Woche, besser 10 Tage. Im Sommer, Juni-August, hält man es in Rom nicht aus, zu heiß und zu schwül. Ich hatte eine kleine Wohnung im Süden der Stadt, in der Nähe der Villa Lazaroni. Das Auto konnte ich an der Straße parken. Natürlich hatte ich Angst, dass es aufgebrochen wird, aber es ging gut. Von dort aus kann man bequem und günstig mit der Metro in die Stadt fahren. Da ich in der Schule Latein hatte, war der Bezug zu Rom immer sehr groß. Ich muss sagen, dass ich mich dort von allen europäischen Städten am wohlsten fühle. Ich glaube, es ist die Mischung aus den römischen Ruinen, der Renaissancekunst, dem Klima und der bunten Mischung der Menschen. Es gibt Massen von Touristen in Rom. Es ist unglaublich, wie viele Touristen dort unterwegs sind. Man muss sehr aufpassen, dass man nichts verpasst. Ohne vorherige Reservierung kommt man zu bestimmten Sehenswürdigkeiten nicht rein. Die Tage in Rom waren sehr ähnlich. Morgens in die Stadt zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, dann mehrere Kilometer laufen, gegen Nachmittag ein kleiner Snack und abends dann Essen. Nach so einem Tag ist man satt von Eindrücken. Am ersten Tag ging es zum Kolosseum, dann quer durch die Stadt zum Pantheon, weiter zur Engelsburg und wieder zurück. Man taucht total ein und fühlt sich zeitlich versetzt.
Am zweiten Tag gleich morgens zum Monumento a Vittorio Emanuele II, von wo aus man einen wunderschönen Blick über die Stadt hat. Von dort zum Palatin-Hügel, mit einem von Michael Angelo entworfenen Platz, von dort Richtung Süden zum Tiber in den Stadtteil Regola. Von dort zur Piazza Navona, denn dort war Markt. Von dort zur Engelsburg und diese besichtigt. Oben auf den Zinnen gibt es ein schönes Café, von dem man einen schönen Blick auf den Vatikan hat. Leider zog das Wetter dann zu, so dass keine guten Fotos gemacht werden konnten. Ich musste also nochmal hin. Abends dann durch die Stadt gelaufen, die Abendstimmung genossen, gegessen und mir einen Mojito gegönnt.
Am nächsten Tag hatte ich eine Führung durch das Kolosseum und das Forum Romanum. Leider war die Stadtführerin sehr oberflächlich, aber es ist sehr schwer, ohne Führung ins Kolosseum zu kommen. Das Kolosseum ist sehr beeindruckend, vor allem, weil im Inneren Modelle ausgestellt sind, die zeigen, wie das Kolosseum einmal ausgesehen hat. Die Zeit ist knapp und die Reiseleiterin hatte schon ein ordentliches Tempo drauf. Ich hätte mir da etwas mehr Zeit gewünscht. Beim Forum war es ähnlich. Nach dem Ende habe ich dort viel Zeit verbracht, um mir alles anzuschauen und mich an meinen früheren Ausflug als Jugendlicher zu erinnern. Danach ging es zu Fuß weiter zur Spanischen Treppe und zur Piazza del Popolo. Auf der Spanischen Treppe darf man sich nicht hinsetzen. Dort sind rund um die Uhr Polizisten stationiert, die nichts anderes tun, als die sitzenden Touristen mit einer Trillerpfeife zu vertreiben. Schade, denn gerade an die spanische Treppe habe ich sehr aufregende Erinnerungen mit viel Rotwein.
Am nächsten Tag war vormittags schlechtes Wetter, so dass ich mir hauptsächlich Kirchen angeschaut habe. Nachmittags ging es dann wieder in die Stadt und gegen Abend gab es dann das wohlverdiente Abendessen. Den nächsten Tag verbrachte ich zu ¾ in Ostia Antica. Ich hatte in Erinnerung, dass man dort mit der S-Bahn hinkommt. Ostia hat mir schon damals sehr gut gefallen. Man taucht dort sehr gut in die Stadtarchitektur ein, es gibt schöne Wege mit schönen Pinien. Es gibt schöne Wand- und Bodenreliefs und tolle Wege. Man fühlt sich wie auf römischen Straßen. Ich habe die Ruhe in Ostia sehr genossen, weit weg von der Hektik der Stadt. Den Nachmittag verbrachte ich dann wieder in der Stadt.
Am nächsten Tag verbrachte ich den halben Tag im Borgehese Park. Es war Sonntag und es war viel los. Der Park an sich hat einige schöne Ecken, aber er ist öffentlich und städtisch, also kann man nicht erwarten, dass er gut gepflegt ist. Ich schlenderte durch den Park und suchte den Brunnen „La Fontana dei Cavalli Marini“. Ich habe eine Verbindung zu diesem Brunnen, weil er auf der Trauerkarte meines verstorbenen Geschichtslehrers abgebildet war. Ich wollte ihn unbedingt in echt sehen. Ansonsten ist der Borghese-Park ein ganz normaler Stadtpark. Ich wollte auch unbedingt in die Villa Borghese, musste aber feststellen, dass man die Tickets online bestellen muss. Zum Glück habe ich das für den letzten Tag geschafft. Auf dem Rückweg bin ich noch einmal quer durch die Stadt am Trevi-Brunnen vorbeigelaufen.
Für den nächsten Tag hatte ich mir den Vatikan vorgenommen. Ich wollte unbedingt in die Vatikanischen Gärten, da ich damals auch dort war und ich Gärten und Parks sehr mag. Leider konnte ich dort nur eine Tour mit einem Minibus buchen, denn so kommt man leider nicht mehr rein. Schon damals hatten die Vatikanischen Gärten eine sehr beruhigende Wirkung auf mich. Diese Ordnung und die Aura innerhalb des Vatikans ist etwas ganz Besonderes. Es strahlt so viel Ruhe und Frieden aus. Überall schöne gepflegte Wenn ich gläubig wäre, könnte man es fast als göttlich bezeichnen ;-). Ich habe noch nie einen so ordentlichen und gepflegten Garten gesehen. Es gibt so viele schöne Ecken. Man könnte ewig dort verweilen. In der hektischen Stadt Rom wirklich ein Refugium. Ich verstehe nicht, warum der Papst Castel Gandolfo bevorzugt. Aber egal. Es gibt wunderschöne Teiche, seltene Bäume, einen Schildkrötenteich, perfekte Wiesen und den Petersdom gleich nebenan. Die Gebäude sind makellos. Selbst der Bahnhof sieht nicht so aus. Wenn man länger in diesem Garten verweilt, nimmt man die Ruhe wirklich in sich auf. Es ist wirklich ein bemerkenswerter Ort. Die Vatikanischen Museen sind völlig überfüllt. Es ist wie eine Karawane, die sich durch die Gänge schiebt. Die Ausstellungsstücke sind sehr beeindruckend. Tausende von Statuen, Gemälden, Wandreliefs. Es ist eine bunte Sammlung durch die Jahrhunderte. Ein Traum ist natürlich die Sixtinische Kapelle. Das Fotografieren ist zwar verboten, aber mit der richtigen Kamera und dem richtigen Standort kann man trotzdem Bilder machen. Trotz aller Warnhinweise und Sicherheitsposten geht es dort zu wie auf einem Jahrmarkt. Und viele Menschen halten sich nicht daran. Als ich als Schüler in der Sixtinischen Kapelle saß, hatte ich nicht den Respekt, den ich jetzt habe. Ich saß dort fast eine ganze Stunde und genoss die Pracht und die Vielfalt. Danach bin ich in den Petersdom gegangen. Die Dimensionen dort sind einfach unglaublich. Ich war noch nie in einem größeren Raum. Die katholische Kirche versteht es sehr gut, sich selbst zu inszenieren und den Besucher klein und unbedeutend erscheinen zu lassen. Die Fresken, Bilder und Statuen sind makellos. Danach ging es auf die Kuppel, um die Abendsonne über Rom zu genießen. Schon beim Aufstieg meldete sich meine Höhenangst. Als ich oben in der Kuppel war, fand gerade eine kleine Messe statt. Das war sehr beeindruckend. Die Aussicht von dort oben ist natürlich unbeschreiblich. Man hat einen schönen Blick auf den Markusplatz und den Vatikan. Alles in allem war der Tag ein Highlight. Auch wenn man nicht religiös ist, spürt man den Spirit massiv. Andererseits merkt man auch, wofür die Kirchensteuern verwendet werden.
Am vorletzten Tag sollte es nach Trastevere gehen. Doch zuerst besuchte ich das Schlüsselloch Roms. Der beste Blick auf den Petersdom. Die Tür zur maltesischen Botschaft. Zu meinem Glück fand gerade ein Empfang statt, der die sonst verschlossene Tür öffnete. Perfekt für Fotos. Danach ins Travestere. Ein Kneipen- und Ausgehviertel. Ganz anders als der Rest von Rom, eine willkommene Abwechslung. Dann auf den angrenzenden Hügel, an der Villa Doria Pamphilj vorbei, wieder Richtung Vatikan. Ein wunderschöner Spaziergang mit herrlichem Blick auf Rom. Die Abendstunden genoss ich auf der Piazza San Marco.
Am letzten Tag bin ich morgens noch einmal zum Markusplatz gefahren. Dort habe ich zufällig Papst Franziskus erwischt, bei seiner wöcchentlichen Audienz am Mittwoch. Katholisch bin ich troztdem nicht geworden. Danach bin ich nochmals zur Engelsburg gegangen, um meine Fotos zu machen. Ein wunderschöner blauer Himmel mit einem perfekten Blick auf den Vatikan. Danach auf den restaurierten Trajansplatz und zum Foro Di Agosoto. Am Abend ging es dann zur Villa Borghese. Ich kam zum letzten Zeitfenster rein, dementsprechend leer war die Villa. Ich muss sagen, ich habe noch nie in meinem Leben so viele tolle Stücke aus der Renaissance gesehen. Da habe ich meine große Vorliebe für die Renaissance gefunden, neben dem Impressionismus. Die Statuen, die Fresken, die Deckengemälde. Einfach traumhaft. Ich bin dort geblieben, bis ich rausgeflogen bin und ich muss sagen, das war ein weiterer Höhepunkt in Rom. Es ist einfach traumhaft und ich kann es nur jedem empfehlen, dort hinzufahren. Abends bin ich dann von Rom nach Tivoli gefahren, zur Villa d’Este Tivoli. Ein weiteres Weltkulturerbe, für die Architektur, die Kunst und den Garten, den ich auch unbedingt sehen wollte. Dort habe ich eine Nacht verbracht. Am nächsten Morgen sind wir dorthin gefahren. Ich muss sagen, ein weiteres Highlight. Ich habe noch keinen schöneren Brunnen gesehen als in Tivoli. Der Renaissancegarten ist wunderschön. Die Kunst im Inneren war auch sehr beeindruckend, wenn auch leider in einem schlechteren Zustand, als ich es die Tage zuvor gesehen hatte. Den Petersdom habe ich schon von weitem gesehen und der Garten war wirklich schön, aber ganz anders als im Vatikan. Ich muss sagen, ich liebe schöne Gärten.
Von Tivoli aus bin ich am Nachmittag Richtung Genua gefahren. In Marina di Massa verbrachte ich noch 3 Tage Wellness, um mich von den Strapazen und der Hitze der vergangenen Tage zu erholen.
Was habe ich mitgenommen? Ich bin absolut begeistert von Rom. Das gute Essen, das tolle Flair der Stadt, die Ruinen, die schönen Morgen- und Abendstunden, die vielen Eindrücke. In Rom habe ich festgestellt, dass gutes Essen nicht teuer sein muss. Überall gibt es gute und günstige Pasta oder Pizza. Ich mag Kunst, schöne Gärten, Architektur und Brunnen. Davon gibt es viele in Rom. Ich habe festgestellt, dass mein Gedächtnis mich oft täuscht, denn ich hätte schwören können, dass der Trevi-Brunnen direkt neben der Spanischen Treppe ist. Dem ist aber nicht so. Ich hätte nicht gedacht, dass mir die Kunst der Renaissance so gut gefällt. Das werde ich auf jeden Fall vertiefen. Die Stille in Tivoli und in Ostia Antica hat mir sehr gut gefallen. Ich finde es sehr wichtig, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Denn aus der Vergangenheit kann man für die Gegenwart lernen. Ich finde es wirklich obszön, was die katholische Kirche in Rom ausstellt und veranstaltet. Ich halte das für einen absoluten Widerspruch zu der propagierten Solidarität mit den armen Völkern der Welt und für eine absolute Verlogenheit. Auch wenn man nicht religiös ist, spürt man den Macht- und Absolutheitsanspruch der Kirche. In Italien scheint vieles weniger reglementiert zu sein als in Deutschland. Aber dieses Gefühl habe ich oft, wenn ich im Ausland bin. Es ist einfach ein anderes Lebensgefühl. Ich muss zugeben, dass mich das an mein Manana-Gefühl in meinem Auslandsstudium in Spanien erinnert hat. Auf der Rückfahrt habe ich sogar darüber nachgedacht, dass ich nach meinem Berufsleben vielleicht eine Zeit lang in Rom leben könnte. Auf jeden Fall glaube ich, dass ich in meinem Leben noch öfter nach Rom reisen werde.

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