Hermann Ieland

Flucht aus Deutschland – Urlaub in der Sonne auf Madeira 2023
Ich hatte im Vorfeld schon viel über Madeira gelesen und gehört und war neugierig geworden. Also beschloss ich, die Insel zu besuchen.
Die Insel ist straßentechnisch sehr gut erschlossen. Man kommt durch viele Tunnel sehr schnell von A nach B. Wenn man die Insel kennenlernen möchte, kann man auf den kleinen Straßen fahren. Die Landschaft wechselt sehr schnell. Jedes Tal hat etwas Besonderes. Verschiedene Pflanzen wechseln sich mit Bergen ab. Die Wälder sind sehr unterschiedlich. Man kann viel wahrnehmen, es gibt viel zu sehen. Die Wälder riechen wunderbar, vor allem nach dem Regen oder im Morgentau. Es gibt sehr viele Aussichtspunkte, die man erreichen kann und von denen man eine schöne Aussicht hat. Die Straßen sind bergauf teilweise sehr anstrengend, bergab muss man sehr konzentriert fahren, damit die Bremsen mitmachen. Das Schöne auf Madeira ist, wenn man auf den Bergen über den Wolken ist. Das sind fantastische Aussichten.
Ich bin auf der Insel viel gewandert. An vielen Tagen zwischen 12 und 25 km. Es gibt die sogenannten Levadas und viele Caminos. Ich bin nur auf den Levadas gewandert. Das sind schmale Pfade, die an künstlich angelegten, offenen Wasserläufen vorbeiführen. Diese sind zum Teil sehr abenteuerlich. Sehr schmale Wege, teilweise ohne Schutzzaun, hoch über Schluchten. Manche führen hinter oder durch Wasserfälle, manche erfordern Klettern über umgestürzte Bäume, manchmal Balancieren über Bäche. Die Steigungen auf den Llevadas können sehr hoch sein. Ich habe meine Probleme mit Höhen, aber mit der Zeit wird man gut trainiert ;-). Die Beschilderung der Levadas ist sehr gut. Die Landschaft ändert sich schnell. Meine Lieblingslevadas sind die Levada Novo, die Levada do Caldeirão Verde, die Levada das 25 Fontes, die Levada do Furado und die Vereda do Fanal.Wenn man so eine Wanderung macht, ist man währenddessen und danach irgendwie glücklich. Am Ende eines Levadas wird man meist mit einer schönen Aussicht oder Wasserfall belohnt. Ich hatte zwischendurch immer wieder Phasen, in denen ich Vollgas gegeben habe, also mit Höchstgeschwindigkeit gelaufen bin und zwischendurch teilweise sogar gejoggt bin. So habe ich mal eine Strecke von 11 km „durchgezogen“ und in ca. 90 min geschafft. Ab und zu brauche ich so einen Flash. Beim Wandern kommt man gut zu sich, denkt nach und vieles klärt sich.
Funchal an sich ist etwas pittoresk. Die Stadt an sich ist nicht schön. Es gibt wenig bis gar keine Kunst. Man muss viele Höhenmeter überwinden, wenn man irgendwohin will. Ich habe zum Teil noch nie solche Steigungen mit dem Auto bewältigt. Das Stadtzentrum ist geprägt von pragmatischer Architektur. Viel Verkehr. Große Autobahnen durchziehen die Stadt. Es gibt den üblichen Einkaufsunsinn mit wenigen Kettenläden. Es gibt einige Einkaufszentren, die aber nichts wirklich Interessantes zu bieten haben. Sehr sehenswert ist der alte Markt, der „Mercado dos lavradores“. Dort gibt es wirklich leckeres Obst. Ich habe dort etwas mehr Geld gelassen, aber es hat sich gelohnt. Die Strandpromenade ist nicht sehr einladend. Aufregend sind die großen Kreuzfahrtschiffe, die direkt vor der Stadt ankern. Funchal ist natürlich sehr auf Touristen und deren Bedürfnisse ausgerichtet. Funchal hat 2 schöne Gärten, die mir beide sehr gut gefallen haben, den Botanischen Garten und den Monte Palace Madeira. Es gibt einige schöne Aussichtspunkte, von denen man gute Fotos machen kann. Die Sonnenuntergänge sind sehr schön. Gerade beim Sonnenuntergang mit einem kleinen „chandi“, also Sprite und Coral Bier, nach einer Wanderung, kann man wunderbar den Abend einleiten. Von Funchal aus kann man mit der Fähre nach Porto Santo fahren. Ich bin an einem schönen Freitag dorthin gefahren. Aber die Insel war es nicht wert. Es gibt dort einen sehr schönen langen Sandstrand und einen Nato-Stützpunkt, sonst leider nichts Sehenswertes. Es gibt auch Walbeobachtungstouren von Funchal aus. Ich habe Pilotwale gesehen.
Das Wetter ist sehr unbeständig im Sinne von unberechenbar und unvorhersehbar. Hinter einem Tunnel kann es von Regen zu Sonnenschein und umgekehrt wechseln. Es kann sich innerhalb einer halben Stunde komplett ändern, von blauem Himmel zu Wolken mit Regen. Die Sonne ist absolut vorherrschend. Tagsüber hat es im Winter zwischen 19 und 23 Grad.
Ich war viel mit dem Mietwagen unterwegs. Mit 8-10 Euro pro Tag war das echt günstig. Ich habe es immer vom Wetter abhängig gemacht und kurzfristig gebucht. Ich bin gefühlt mit der ganzen Fiatflotte gefahren. Die Qualität war sehr unterschiedlich. Von sehr gut, mit wenigen Kilometern bis hin zu Schrottkisten war alles dabei. Einmal hatte ich echt Bedenken, ob die Bremsen die Berge schaffen, weil da Metall auf Metall gebremst hat und einmal musste ich das Auto tauschen, weil es Probleme mit dem Öldruck gab, dafür gab es ein gutes, kostenloses Upgrade. Das war schon abenteuerlich.
Das Hotel war von der Lage her sehr gut, direkt am Strand, mit super Blick aufs Meer. Das Essen war ok, aber nicht überragend. Die anderen Gäste, entweder junge Leute aus aller Herren Länder oder deutsche/britische Rentner. Das Essen wurde mit der Zeit etwas eintönig. Der Wellnessbereich ist leider renovierungsbedürftig. Verkehrsanbindung mit Bus und Autovermietung vor der Tür sehr gut. Leider nachts sehr laut von der Straße. Sei es durch die Nachbarn, die Klimaanlage oder den Verkehr, obwohl es keine belebte Straße war. Weiß der Himmel, warum die Müllabfuhr nachts gegen 0.00 Uhr kommt.
Was nehme ich mit? Auf Madeira herrscht irgendwie ein anderes Lebensgefühl als in Deutschland. Das ist mir nach meiner Rückkehr extrem aufgefallen. Leichtigkeit und mehr Gelassenheit dort treffen auf Stress und schlechte Laune hier in Deutschland. Sicherlich hat der viele Sonnenschein einen unheimlichen Einfluss auf die Stimmung der Menschen. An sonnigen Tagen herrscht eine ganz besondere Stimmung, etwas Friedliches, Stressfreies. Man kommt zur Ruhe. Mir ist aufgefallen, wie freundlich die Menschen dort sind. Das vermisse ich in Deutschland oft. Hier herrscht Ellenbogen und irgendwie ein unfreundliches Verhalten. Ich muss sehr aufpassen, ab und an nicht in einen ähnlichen Modus zu verfallen. Mir ist wieder bewusst geworden, dass wir in Deutschland teilweise eine sehr schlechte Luftqualität haben. Auf Madeira hat man die Möglichkeit, sehr viel unberührte Natur zu genießen. Das ist doch sehr wichtig für uns Menschen. Mir ist auf Madeira klar geworden, dass die Nähe zur Natur sehr wichtig für das menschliche Wohlbefinden ist. Irgendwie fühlt man sich mit Natur, Wasser und Grün viel besser. In Deutschland erlebe ich das ganz anders, wir müssen uns hier um so viel Müll kümmern, der uns keinen Gewinn an Lebensqualität bringt. Mir ist dort wieder bewusst geworden, dass uns eine hoch technisierte und hoch regulierte Umwelt stresst. Mir wurde auch wieder klar, dass die südliche Lebensweise uns vielleicht materiell weniger, dafür aber umso mehr Lebensfreude bringt.

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