Kürzlich hatte mich eine Schulfreundin eingeladen, eine Justizvollzugsanstalt in Baden-Württemberg zu besichtigen. Da ich selbst ehrenamtlich viel mit der Justiz zu tun habe und einige meiner Freunde auch, war ich sehr gespannt.
Wir waren eine kleine geschlossene Gruppe, die durch den laufenden Betrieb der JVA geführt wurde. Es wurden einzelne Zellen, Sozialräume, die Therapieräume, die Werkstätten, die Sportanlagen gezeigt. Ich war sehr beeindruckt von den Möglichkeiten, die den Menschen geboten werden, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren, sei es durch Tagesstruktur, Therapien, Schulabschlüsse oder Berufsausbildungen. Gleichzeitig war ich schockiert, wie wenige wirklich etwas Positives mitnehmen, als ich erfuhr, dass ein Großteil wieder straffällig wird. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass unser Strafvollzug für die, die es wollen, viel tun kann. Teilweise hatte ich auch das Gefühl, dass man hinter Gittern mehr und leichtere Möglichkeiten hat als draußen. Aber die wenigsten sind bereit oder in der Lage, diese Angebote anzunehmen. Gleichzeitig war ich schockiert über den verwahrlosten Zustand der Zellen. Als jemand, der daran glaubt, dass die direkte Umgebung die Psyche beeinflusst, wurde mir klar, wie negativ diese alte und zum Teil verrottete Umgebung auf die Gefangenen wirken muss. Ich fragte mich, wie man in einer solchen Umgebung wieder zu einem normalen und geordneten Leben zurückfinden kann. Gleichzeitig wurde mir aber auch klar, was das alles kostet. Und warum sollte man Geld in Menschen investieren, die anderen Menschen bewusst Schaden zugefügt haben? Schockiert hat mich auch, dass für die meisten Häftlinge die kriminelle Karriere nach der Haft erst richtig losgeht, weil sie dort mit anderen Menschen auf der schiefen Bahn in Kontakt gekommen sind. Überrascht hat mich auch, dass ein Großteil der Inhaftierten einen Migrationshintergrund hat. Ich habe mir dann weitergehende Fragen gestellt. Werden Gefangene erst durch den Umgang mit anderen Gefangenen böse? Was passiert mit Menschen, die straffällig geworden sind? Bringt der Freiheitsentzug wirklich die Läuterung und die Einsicht, dass ein straffreies Leben mehr wert ist als ein Leben auf der schiefen Bahn? Bringt eine verwahrloste Umgebung, in der man als Gefangener mit anderen und noch schlimmeren Menschen zu tun hat, wirklich die Einsicht in die Schuld? Was bringt die Fokussierung auf Schuld wirklich – ich glaube tatsächlich, dass ein Großteil der Insassen den Therapeuten alles erzählt, um schnell wieder rauszukommen. Oder sie verstehen die Zusammenhänge nicht oder es ist ihnen völlig egal, weil sie aus einem Umfeld kommen, in dem das, was hier als Straftat gilt, normal ist? Soll man sie so behandeln, wie ich es gesehen habe? Mit viel Geld für Resozialisierung, Beamte und Infrastruktur. Aber mit dem Wissen, dass ein Großteil wieder und wieder straffällig wird? Soll man sie einfach irgendwo in völliger Anarchie einsperren und sich selbst überlassen, wie im Film „Die Klapperschlange“? Soll man sie zu harter Arbeit zwingen, wohl wissend, dass die meisten wenig oder gar nichts können und am Ende wenig Produktives dabei herauskommt? Soll man sie einfach gehen lassen, nachdem sie anderen Schaden zugefügt haben? Ist es besser, sie wie in einem Boot Camp zu behandeln, wie in Südamerika? Ist nicht der Freiheitsentzug die Strafe, sondern die anderen Gefangenen, mit denen man zwangsläufig in Kontakt kommt? Werden Gefangene erst durch den Umgang mit anderen Gefangenen böse? Was passiert mit Menschen, die straffällig geworden sind? Bringt der Freiheitsentzug wirklich die Läuterung und die Einsicht, dass ein straffreies Leben lohnenswerter ist als ein Leben auf der schiefen Bahn? Bringt eine verwahrloste Umgebung, in der man als Gefangener mit anderen und noch schlimmeren Menschen zu tun hat, wirklich die Einsicht in die Schuld? Was bringt die Fokussierung auf Schuld wirklich – ich glaube tatsächlich, dass ein Großteil der Insassen den Therapeuten alles erzählt, um schnell wieder rauszukommen. Oder sie verstehen die Zusammenhänge nicht oder es ist ihnen völlig egal, weil sie aus einem Umfeld kommen, in dem das, was hier als Straftat gilt, normal ist? Soll man sie so behandeln, wie ich es gesehen habe? Mit viel Geld für Resozialisierung, Beamte und Infrastruktur. Aber mit dem Wissen, dass ein Großteil wieder und wieder straffällig wird?
Ich glaube tatsächlich, dass man vor der Verhängung einer Freiheitsstrafe psychologisch untersuchen und entscheiden muss, wer das Potenzial hat, sich sozial zu reintegrieren und sich anzustrengen. Ich glaube, dass eine Freiheitsstrafe in der heutigen Justiz denjenigen schadet, die sich reintegrieren wollen. Für die schwachen, integrierbaren Gefangenen, die sich um ein normales Leben bemühen, ist unser Strafvollzug meiner Meinung nach zu hart. Andere Strafen wären zielführender. Menschen, bei denen es nach der Entlassung nur eine Frage der Zeit ist, bis sie wieder rückfällig werden, sollten meines Erachtens in einem harten Bootcamp in einer Umgebung, aus der eine Flucht nur schwer möglich ist, ohne soziale Angebote, verbunden mit dem Entzug der Staatsbürgerschaft, moderat behandelt werden. Abschneiden von allem Positiven, das unsere Gesellschaft ermöglicht. Das Leben nicht mehr lebenswert machen, weil diese Menschen das Leben für andere Menschen nicht mehr lebenswert gemacht haben. Hier stellt sich natürlich die Frage, wie viel Menschlichkeit man Menschen entgegenbringen will, die anderen Menschen gegenüber unmenschlich waren. Gerade in Deutschland ist die Diskussion über Menschenverachtung historisch bedingt schnell auf dem Tisch. Für diese Menschen ist unser Strafvollzug zu weich.