Hermann Ieland

Roadtrip Nordspanien 2022
Mitten in der Corona-Zeit 2022 entschloss ich mich im Juni zu einem dreiwöchigen Roadtrip entlang der Küste Nordspaniens. Da ich den Süden Spaniens, insbesondere die andalusischen Regionen um Cádiz, Sevilla, Córdoba, Granada und Gibraltar aus meiner Studienzeit sehr gut kannte, war ich sehr gespannt auf den Norden. Ich war wirklich überrascht, dass der 3er BMW Diesel Dienstwagen mit Tempomat und Eco-Modus auf den gut ausgebauten französischen Autobahnen nur 3,2 Liter auf 100 km verbraucht. So bin ich mit einer Tankfüllung fast bis zur spanischen Grenze gekommen. Der extra große Tank macht’s möglich.Es ging mit Zwischenstopp in Bordeaux zunächst in ein Landhotel in der Nähe von Gijon. Von dort aus Sternfahrten nach Santander, Gijon und den entsprechenden Küstenabschnitten. Die Küstenabschnitte dort sind meist bewaldet und man kann nur selten wirklich am Meer entlang fahren. Ab und zu gibt es Strände, die aber meistens sehr leer sind. Da es sich meist um Kiesstrände und weniger um Sandstrände handelt, ist das auch nicht verwunderlich. Das Wetter in Nordspanien ist sehr wechselhaft, oft gibt es kurze Regenschauer. Das macht es für Hobbyfotografen wie mich schwer, gute Lichtverhältnisse zu erwischen. Interessant ist auch, dass der Abstand zwischen Berg und Strand an manchen Stellen sehr gering ist. Oft geht es direkt vom Fels ins Meer. Ganz anders als in Südspanien.
Santander hat mich als Stadt enttäuscht. Eine pragmatische, nicht sehr schöne Stadt mit einem kleinen Stadtkern und ansonsten eher unschönen Stadtteilen. Bebaut, alt und dunkel. Gijon war dagegen viel sehenswerter. Ein tolles römisches Museum, ein schöner Stadtstrand, eine schöne verwinkelte Altstadt und ein wunderschöner Park am oberen Ende der Halbinsel. Die Stadt ist freundlich und hell. Ich habe mich dort gerne aufgehalten.
Nach einigen Tagen ging es weiter an der Küste entlang nach A Coruña.Der Küstenabschnitt zwischen Gijón und A Coruña ist noch eindrucksvoller als der Küstenabschnitt zwischen Santander und Gijón. Wieder schnell wechselnde Mikroklimata, kurzfristige Wetterumschwünge, häufiger Nebel und Gewitter. Schöne Ausblicke und mehr Küstenstraßen. Sehr nette Städtchen, die einem das Ende der Welt suggerieren, z.B. Santo André de Teixido.Leider sind auch hier nur wenige Straßen wirklich küstennah, meist geht es durch den Wald.Aber man kann sehr weit sehen.
Mit einem kurzen Abstecher nach Ferrol, einer alten militärischen Hafenstadt. Mit entsprechender Architektur und Einrichtungen ging es dann weiter nach A Coruna.
A Coruna hat mir persönlich sehr gut gefallen.Sehr weitläufig.Schöne Strände. Die Stadtarchitektur ist sehr schön. Schöne Abwechslung zwischen alt und neu.Es gibt schöne Parks. Abends ist die Stadt sehr lebendig. Es ist voll in den Tapas-Bars und anderen Lokalen. Es gibt viele schöne Plätze in La Coruña. Alles ist gut zu Fuß zu erreichen, wenn man gut zu Fuß ist. Wenn man Lust hat, kann man sehr gut einkaufen gehen, aber das interessiert mich nicht so sehr. Es gibt zwar viel Verkehr in der Stadt, aber das kann man gut umgehen, wenn man die richtigen Routen wählt. Ich war insgesamt 3 Tage in La Coruña. Alles in allem eine tolle Stadt, ich würde wieder hinfahren.
Ein anderer Ausflug war nach Santiago de Compostela, das berühmte Pilgerziel. Die Altstadt ist sehr schön. Die vielen Pilger kampieren größtenteils vor der Kathedrale. Dort spielen sich manchmal sehr interessante Szenen ab. Wenn (vermeintlich) erschöpfte Menschen dort ankommen mit seltsamen Reaktionen, Freude, weil sie es geschafft haben, Trauer, weil die Reise zu Ende ist usw. Die Kathedrale ist von innen sehr schön. Leider musste ich wegen des vielen Weihrauchs sehr heftig niesen und fluche dann immer. Das hat mir sehr viele böse Blicke von den ganzen Katholiken eingebracht. Die Stadt ist sehr alt und man spürt den Charme. Tolle Gassen und Ausblicke. Natürlich viel Tourismus mit entsprechenden Geschäften. Es gibt viele tolle Innengärten mit wunderbaren Verweilmöglichkeiten. Alles in allem lohnt sich ein Besuch in Santiago de Compostela auf jeden Fall, auch wenn man ein strenggläubiger Agnostiker wie ich ist. An diesem Tag sollte es noch weiter gehen zum sogenannten Ende der Welt, Fisterra, dem Kilometer 0 des Jakobsweges. Der Leuchtturm ist interessant, aber nichts Besonderes. Auch die Aussicht ist nichts Besonderes. Ich glaube, das Besondere an diesem Ort ist, dass er für manche Pilger das eigentliche Ziel ihrer (inneren?) Reise ist. Ich stehe dem Pilgern eher kritisch gegenüber. Sicher, das Laufen regt zum Nachdenken an. Beim Laufen verlieren Denksackgassen ihre Relevanz. Man sieht klarer und einfacher. Aber ich glaube nicht, dass man das unter einem religiösen Deckmantel machen muss. Eine mehrtägige Wanderung tut es auch.
Am nächsten Tag ging es von La Coruña zurück nach San Sebastian. Zwischenstopp war der Nationalpark Picos de Europa. Da kommt man nur mit dem Bus hin. Auf dem Gipfel gibt es gut ausgebaute Wanderwege, grüne Weiden mit Kühen, schöne Seen und tolle Aussichten. Mir hat der Ausflug sehr gut gefallen. Ich wandere einfach gerne in den Bergen, wenn ich keine Höhenmeter steigen muss. Es ist die Weite, die sehr gute Luft und die Tierwelt, die ich einfach sehr mag. Das macht den Kopf frei und die Gedanken offen.
San Sebastian ist mit Abstand die schönste Stadt an der Nordküste Spaniens. Die Bucht ist einfach traumhaft. Die Altstadt ist wunderschön. Der Stadtstrand liegt super zentral. Die Atmosphäre mit dem Yachthafen, den vielen Restaurants und den vielen Menschen ist super. Easy Living, gute Laune, viel Offenheit. Es sind natürlich viele Touristen da. Ich habe es mir nicht nehmen lassen, den Hügel mit der Jesus-Statue zu besteigen. Von dort hat man einen noch besseren Blick auf die Bucht. Vor allem die Abendstimmung ist toll. Es ist viel los draußen in den Bars und Restaurants.
Die Bucht ist wirklich schön. Ich bin dort viel spazieren gegangen.
Von San Sebastian aus habe ich an einem Tag noch einen Ausflug nach Bilbao gemacht. Obwohl mich die Stadt auf der Hinfahrt auf der Autobahn abgeschreckt hat, dachte ich mir, wenn der Rest der Stadt schon nicht so schön ist, dann wenigstens ins Guggenheim Museum. Die Stadt außerhalb des Zentrums ist wirklich eine einzige Hochhaussiedlung. Es ist schrecklich dort zu leben. Die Innenstadt, besonders der alte Teil, ist sehr sehenswert. Weitläufig, charmante Architektur, tolles Flair und viele Details in der sehr gut erhaltenen Altstadt.Besonders beeindruckend ist das Guggenheim Museum. Obwohl ich mit moderner Kunst und vor allem moderner Architektur nicht viel anfangen kann, hat es mich sehr beeindruckt. Die Lichtwinkel, die Weite, die wirklich sehr beeindruckende Raumdynamik. Die Architektur, also das Spiel mit den Abständen, mit Licht und Schatten war sehr beeindruckend. Die Exponate, also vor allem die Technik und die Autos, haben mich weniger interessiert. Mit Ausnahme des originalen Aston Martin aus einem alten James-Bond-Film.
Der letzte Tag vor der Abreise war noch einmal ein Landausflug entlang der Küste. Das Highlight war Gaztelugatxeko Doniene, ein Drehort von Game of Thrones. Obwohl ich gut zu Fuß bin, war ich an diesem Tag schon sehr schwach. Meine bevorstehende Coronainfektion machte sich bereits bemerkbar. Aber die Aussicht und der Wanderweg waren es auf jeden Fall wert. In Zarautz ließ ich diesen schönen Küstenabschnitt und die herrlichen Aussichten bei einem sehr guten Abendessen ausklingen. Am nächsten Tag sollte es wieder nach Hause gehen. Mit einem Zwischenstopp in Biarritz, einem sehr sehenswerten französischen Küstenort, eher für die gehobene Klasse, hatte ich noch einen lohnenswerten Stadtbesuch. Es gibt dort schöne Strände, schöne alte Hotels und Stadthäuser, eine tolle Promenade. Die Atmosphäre dort hat mir sehr gut gefallen. Mit zunehmenden Coronasymptomen ging es dann zur Zwischenübernachtung nach Clemant-Ferrand.
Am nächsten Tag bin ich dann mit starken Schmerzen und beginnenden Schmerzen nach Hause gefahren. Der Test am Abend war sehr schnell positiv.
Was habe ich mitgenommen? Der Norden Spaniens zeichnet sich durch schnelle Wetterwechsel aus. Die Vegetation ist sehr grün.Es gibt viele und schnelle Landschaftswechsel in Asturien, Galizien und im Baskenland. Das Essen im Baskenland ist mit das Beste, was ich je gegessen habe. Es trifft genau meinen Geschmack. Meeresfrüchte, viel Knoblauch, Gemüse und viel Öl. Die Einheimischen in Nordspanien sind sehr misstrauisch gegenüber Touristen, besonders im Baskenland. Man muss nicht pilgern, um den Kopf frei zu bekommen. Wandern tut es auch.Vor allem Bergwandern. Dazu braucht man kein religiöses Motiv. Den Kult um den Jakobsweg und den Vollkatholizismus finde ich maßlos übertrieben. In Bilbao habe ich festgestellt, dass mein Gefühl für moderne Architektur doch etwas ausgeprägter ist, als ich dachte. Ich entdecke gerne neue Städte und mag es, wenn es nicht so voll ist. Ich bin ein absoluter Sonnenanbeter. Schlechtes Wetter schlägt mir aufs Gemüt.R eisen erweitert den Horizont enorm, man denkt nicht mehr kleinkariert.Und schließlich: Mit Corona ist nicht zu spaßen, aber man kommt damit nach Hause, denn ein neuer BMW fährt, richtig eingestellt, fast von alleine.

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